Lernen, wie du positiv auf Mitmenschen wirkst.
Wenn Barack Obama redet, hört sein Publikum wie gebannt zu. Dabei fesselt er nicht nur mit seinen Worten, sondern auch mit seiner Art. Seine Anhänger sind bereit, viel zu investieren, um ihn zu unterstützen. Wenn du solch einen charismatischen Menschen erlebst, denkst du vielleicht: „Schade, dass ich nicht so bin.“ Doch Kopf hoch! Charisma ist nicht angeboren – theoretisch kann jeder charismatisches Verhalten erlernen.
Wie das geht, weiß Olivia Fox Cabane. Sie hat vielen Führungspersönlichkeiten dabei geholfen, sich besser in Szene zu setzen. In ihrem Buch Das Charisma-Geheimnis erklärt sie dir, dass hinter der Aura mancher Leute keine Magie steckt, sondern Arbeit an sich selbst: Mit einer Körpersprache, die Selbstvertrauen ausstrahlt, intensiver Konzentration auf deine Mitmenschen und dem Bändigen negativer Gedanken kannst auch du charismatischer wirken.
Hier lernst du:
- wie sich Elon Musk und der Dalai Lama im Charisma unterscheiden,
- warum dein Körper viel mehr sagt als deine Worte und
- welches mentale Training Profisportler anspornt.
Charisma ist keine angeborene Charaktereigenschaft, sondern erlernbar.
Die Party bei einer Arbeitskollegin füllt sich. Mitten im Wohnzimmer steht ein Mann, der allein eine Gruppe von Gästen unterhält. Er fühlt sich wohl dabei, das ist ihm anzusehen. Alle Augen sind auf ihn gerichtet. Sie glänzen, als seien sie von ihm verzaubert. Wahrscheinlich hast auch du schon den Auftritt eines solchen Charismatikers erlebt. Und hast dich dabei gewundert: Wie kann er so präsent sein, ohne angestrengt zu wirken?
Manchen scheint es tatsächlich unglaublich leicht zu fallen, ihre Mitmenschen mitzureißen. Oft strahlt diese positive Außenwirkung auf ihren Lebensweg aus. Charismatiker sind überdurchschnittlich erfolgreich – sie verdienen besser und haben mehr Glück in der Liebe.
Der Effekt von Charisma zeigt sich früh. Schon in der Schule profitieren Charismatiker von ihrer Ausstrahlung. Sie stellen Klassensprecher und die Chefredakteure von Schülerzeitungen. Das setzt sich im Berufsleben fort: Charisma erhöht den Sympathiewert, steigert das Vertrauen der Kollegen und die Führungsqualitäten. Laut Studien erhalten charismatische Persönlichkeiten höhere Leistungsbewertungen. Sowohl Vorgesetzte als auch Untergebene betrachten sie als effektiver.
Gehen wir zurück auf die Party: Nahe der Tür lehnt ein Gast an der Wand und hält sich an seinem Glas fest. Er ist allein gekommen und zu schüchtern, um jemand anzusprechen. Dafür verfolgt er den Auftritt des Charismatikers mit einer Mischung aus Neid und Bewunderung. Er denkt sich: „So könnte ich nie sein.“ Doch das stimmt nicht. Charisma ist keine angeborene Eigenschaft – jeder kann lernen, Menschen in seinen Bann zu ziehen.
Wäre Charisma angeboren, würden charismatische Personen immer fesselnd wirken. Dem ist aber nicht so. Der Partyheld könnte am nächsten Tag einen eher langweiligen Eindruck erwecken. Was wie eine magische Aura wirkt, wird durch nonverbale Verhaltensweisen erzeugt – mit Mimik, Gestik und der Körperhaltung. Marilyn Monroe beispielsweise konnte ihre Ausstrahlung an- und ausschalten. Als Norma Jean fuhr sie mit der Bahn, ohne dass andere Fahrgäste von ihr Notiz nahmen. Doch vor der Kamera wurde sie zu Marilyn, der Frau, die mit Selbstbewusstsein und Charme bezirzte.
Eine charismatische Ausstrahlung erscheint uns als so natürlich, dass wir oft nicht merken, dass sich eine Person dieses Verhalten erarbeitet hat. Viele Prominente mussten das tun, um in der Öffentlichkeit als kompetent und vertrauenserweckend wahrgenommen zu werden. Steve Jobs wirkte zum Beispiel bei Präsentationen anfangs verlegen und unbeholfen. Erst nach Jahren entwickelte sich der Apple-Chef zu einem Redner, der ein großes Publikum begeisterte.
Das lag nicht nur an dem, was Jobs sagte. Wichtig war außerdem, wie er seine Botschaft verkörperte.
Charisma wirkt durch Körpersprache, und diese beginnt im Kopf.
Zwei Personen sitzen nebeneinander. Die eine hat die Arme gekreuzt und starrt auf ihre Schuhe. Die andere sitzt aufrecht und lächelt. Ob wir es wollen oder nicht, wir formen blitzartig Meinungen über Menschen. Die Person mit verschränkten Armen erscheint uns als schüchtern und zurückhaltend, die andere als selbstbewusst und zufrieden. Unbewusst nehmen wir unzählige Signale wahr, die ein Gegenüber meist ebenso unbewusst aussendet. Das Phänomen heißt Körpersprache.
Unser Körper und unsere Haltung tragen unseren inneren Zustand nach außen. Auch Angst und Nervosität, die wir lieber für uns behalten möchten, drücken wir durch Mikroexpressionen aus. Beobachter spüren dann, dass mit uns etwas nicht stimmt. Andersherum können solche Signale auch positive Zustände widerspiegeln und dadurch Charisma verleihen.
Eine überzeugende Körpersprache springt nicht auf Knopfdruck an. Das erkennen wir beispielsweise am Lächeln. Bei einem echten Lächeln heben sich die äußeren Mundwinkel und die Augenbrauen werden weich und neigen sich zur Mitte hinunter. Ein aufgesetztes Lächeln hingegen bewegt nur die Mundwinkel. Wenn die Augen nicht mitlächeln, fällt der Unterschied auf.
Da wir die Körpersprache nicht direkt kontrollieren können, müssen wir den Weg über unser Unterbewusstsein gehen, das für nonverbale Signale zuständig ist. Was dabei hilft: Unser Gehirn vermag nicht, zwischen Fantasie und Wirklichkeit zu unterscheiden. Daher können wir mit unserer Vorstellungskraft einen inneren Zustand formen, der unser Gehirn dazu bringt, dieselben Signale zu senden wie in einer realen Situation.
Stell dir vor, du willst authentisch vermitteln, dass du eine selbstbewusste Persönlichkeit bist. Wie lässt sich deine Körpersprache beeinflussen? Eine Methode, die dabei hilft, nennt sich Visualisierung. Profisportler wenden sie erfolgreich an. Vor einem Wettkampf verbringen sie Stunden damit, sich vor ihrem inneren Auge auszumalen, was ihr Körper zu leisten vermag.
Das schaffst auch du. Dafür sorgst du für eine entspannende Situation und schließt die Augen. Dann suchst du im Geiste einen Moment aus deiner Vergangenheit auf, in dem du einen Triumph genießen durftest. Versuche, die Reaktionen deiner Umgebung wieder wachzurufen: die Anerkennung, die sich im Gemurmel oder in den Gesichtern ausdrückte. Spüre, wie sich dein Körper damals anfühlte, der Druck der Hände, die dir gereicht wurden. Aber vor allem: Erinnere dich des Hochgefühls, das dich durchflutete. Es steckt noch in dir – lass dich abermals davon erfassen!
So erreichst du, dass du mehr Selbstbewusstsein ausstrahlst. Doch um deine Mitmenschen nachhaltig von dir zu überzeugen, musst du außerdem an deiner Präsenz arbeiten.
Ein charismatischer Mensch zeigt volle Präsenz.
Small Talk ist oft gähnend langweilig. Das ist auf einer Party nicht anders als auf einem Firmenevent. Du kennst sicher die Gespräche, die nur vor sich hin plätschern, während alle Beteiligten mit den Gedanken abschweifen. Vermutlich redest du trotzdem weiter, schließlich willst du nicht unhöflich sein. Doch mit deiner mentalen Abwesenheit, die Desinteresse signalisiert, riskierst du etwas, was charismatische Menschen auszeichnet: die Präsenz.
Sobald ein Gesprächspartner Präsenz zeigt, ändert sich unsere Einstellung zu ihm. Präsenz bedeutet, jeden Moment bewusst wahrzunehmen, der anderen Person volle Aufmerksamkeit zu schenken und konzentriert zuzuhören. Dieses Verhalten macht uns authentisch, es erzeugt Vertrauen und Loyalität.
Immer mit den Gedanken im Moment zu bleiben ist gar nicht so leicht. Denn unser Gehirn reagiert automatisch auf Reize. Diese Eigenschaft war für unsere Vorfahren überlebensnotwendig. Sie mussten immer wissen, was um sie herum geschah, um potenzielle Gefahren zu meiden.
Auf Raubtiere müssen wir heute eher selten achten, dafür werden wir allzeit bombardiert mit Stimulationen. Eine Studie zeigte, dass bei einem durchschnittlichen Menschen die Gedanken fast die Hälfte der Zeit wandern. Das bedeutet, dass wir bei so gut wie allen Aktivitäten über etwas anderes nachdenken als über das, womit wir uns im Moment beschäftigen. Die einzige Ausnahme ist der Geschlechtsverkehr.
Was du beim Sex tust, lassen wir mal deine Sache sein. Dafür geben wir dir einen Tipp, wie du deine Konzentration auch mitten in einer Unterhaltung üben kannst. Überprüfe dazu beim nächsten Gespräch in regelmäßigen Abständen, ob du mit ganzer Aufmerksamkeit dabei bist. Wenn nicht, musst du dich vielleicht sammeln. Atme dazu einmal bewusst ein und aus. Oder versuche, deine Zehen zu spüren. Dabei wanderst du sozusagen durch dich hindurch bis an dein unteres Ende, was deine Körperwahrnehmung wieder im Hier und Jetzt verankert. Nach dieser winzigen Pause kannst du dich erneut deinem Gegenüber zuwenden. Mit deiner Mimik, vor allem den Augen, signalisierst du ihm dann deine Konzentration.
Das merkt er sofort und wird dich dafür schätzen. Bereits in einem fünfminütigen Gespräch kannst du einen Menschen für dich einnehmen und eine emotionale Verbindung herstellen, die nachwirkt. Deine Präsenz macht dich so charismatisch, dass du in positiver Erinnerung bleibst. Damit stichst du unter all den anderen heraus, die sich kaum Mühe geben.
Wenn du für einen anderen präsent bist, gewinnen also beide Seiten: Du zeigst dich als jemand Besonderes, und dein Gesprächspartner fühlt sich ebenfalls dem alltäglichen Einerlei enthoben.
Charisma entsteht durch die Kombination von Macht und Wärme.
Wenn es dir geht wie den meisten, suchst du gern die Nähe von Persönlichkeiten, die mächtig sind und zugleich Güte ausstrahlen. Hinter diesem Bedürfnis steckt eine Menschheitserfahrung. Denn eine mächtige Person, die uns gegenüber auch noch wohlwollend ist, kann in kritischen Situationen unser Lebensretter sein.
Der Instinkt, sich solchen Menschen anzuschließen, gehört schon immer zu unserer Überlebensstrategie. In der Urzeit konnte etwa die physische Stärke eines Gefährten wichtig sein, um uns vor Raubtieren zu schützen. Später, in organisierten Gesellschaften, war es ein Segen, eine Autoritätsperson zum Freund zu haben. Durch ihren Einfluss genoss man Vorteile oder konnte sogar Strafen entgehen.
Tatsächlich macht nur das Miteinander von Macht und Wärme den ganzen Zauber aus. Wir forschen nach ihren Signalen an Menschen, die wir als Freunde gewinnen wollen. Auch an Führungskräften schätzen wir diese Kombination von Eigenschaften.
Macht allein beeindruckt uns vielleicht, wirkt aber ohne Wärme arrogant und spröde. Andersherum sammelt ein gutmütiger Mensch zwar Sympathiepunkte, aber ohne Einfluss macht er eher einen unterwürfigen als einen charismatischen Eindruck.
Vergleichen wir etwa die beiden Kandidaten William Gladstone und Benjamin Disraeli, die 1868 zum Wahlkampf um das Amt des britischen Premierministers antraten. Beide verkörperten gleichermaßen Kompetenz, Intelligenz und Wissen. Doch in ihrem Verhalten zeigten die Rivalen einen entscheidenden Unterschied.
Der fiel auch einer Dame auf, mit der beide Männer unabhängig voneinander zu Abend aßen. Sie kommentierte später, dass sie Gladstone zwar mit seiner Macht und seinem Wissen beeindruckt habe, Disraeli habe aber zusätzlich auch Herzlichkeit ausgestrahlt. Seiner Gesprächspartnerin habe er damit das Gefühl gegeben, sie selbst sei faszinierend.
Am Ende des Abends resümierte die Dame: „Nach dem Essen mit Mr. Gladstone dachte ich, er sei die intelligenteste Person Englands. Nach dem Essen mit Mr. Disraeli dachte ich, ich sei die intelligenteste Person Englands.“ Kein Wunder, dass Disraeli auch die Wähler überzeugte.
Bisher haben wir Präsenz, Macht und Wärme als Eigenschaften kennengelernt, die Menschen charismatisch erscheinen lassen. Doch wenn man faszinierende Persönlichkeiten genauer betrachtet, erkennt man, dass Charisma noch viel mehr Spielarten umfasst.
Zitat aus dem Buch
„Sprich mit den Menschen über sie selbst, und sie werden dir stundenlang zuhören“
– Benjamin Disraeli -
Charisma umfasst vier Stile, die manche Prominente besonders prägnant verkörpern.
Was haben Elon Musk und der Dalai Lama gemeinsam? Na, beide haben viele Bewunderer. Bei öffentlichen Auftritten umfängt sie die Aura, die den Charismatiker auszeichnet. Doch was ihre Persönlichkeiten und Ziele angeht, könnten sie kaum unterschiedlicher sein.
Es gibt also verschiedene Arten von Charisma. Versuchen wir, ihnen auf die Spur zu kommen! Dazu teilen wir Charisma in vier Kategorien ein: Fokus-Charisma, Güte-Charisma, visionäres Charisma und Autoritäts-Charisma. Bekannte Persönlichkeiten werden uns helfen, diese Stile zu charakterisieren.
Beginnen wir mit Elon Musk. Seine Ausstrahlung basiert auf Fokus-Charisma – seine ganze nonverbale Körpersprache signalisiert Aufmerksamkeit und den Wunsch, sein Gegenüber zu verstehen. Der Tesla-Chef hat also das intensive Zuhören perfektioniert, das wir bereits kennengelernt haben. Dabei ist Musk eine introvertierte Person. Im Großraumbüro sitzt er in der hintersten Ecke, verborgen von zwei riesigen Monitoren. Doch wenn er hervortritt, ist er vollkommen für andere präsent.
Der Dalai Lama dagegen umfängt Menschen mit Güte-Charisma. Das heißt, der buddhistische Mönch gewinnt seine Anhänger vor allem durch die Ausstrahlung von Wärme. Er zeigt den Menschen, dass er sie so akzeptiert, wie sie sind. Das gelingt dem Dalai Lama durch seine Mimik. Gerade seine Augen heißen ein Gegenüber willkommen.
Steve Jobs wiederum ließ Wärme gegenüber seinen Mitarbeitern oft vermissen. Der Apple-Gründer wirkte auf ganz andere Weise: Er machte sich einen Namen als Visionär. Wer über visionäres Charisma verfügt, gibt Halt in unruhigen Zeiten und weist zugleich nach vorn. Dafür braucht man neben einer Körpersprache, die leidenschaftlich eine Botschaft kommuniziert, auch Macht – sonst bietet der Möchtegern-Visionär eine eher hoffnungslose Pose.
Autoritäts-Charisma entsteht ebenfalls aus der Wahrnehmung von Stärke. Verkörpert wird es von Politikern wie dem britischen Premierminister Winston Churchill. Wer Autorität ausstrahlt, vermittelt den Glauben, dass er etwas bewirken kann. Das macht einen nicht unbedingt sympathisch, weckt aber in einer Krise Hoffnung. Churchill, der manchmal verschroben wirkte, stärkte während des Zweiten Weltkriegs den Durchhaltewillen seiner Landsleute.
Für Autoritäts-Charisma ist eine Körpersprache wichtig, die Selbstvertrauen ausstrahlt. Viele Konzernchefs verstehen sich auf diesen Stil. Außerdem spielt die äußere Erscheinung eine große Rolle – von ihr lässt sich der Status ablesen. Deswegen verleiht auch manche Berufskleidung Autorität. Davon profitiert eine Ärztin genauso wie ein Offizier.
Charismatische Persönlichkeiten haben aber nicht nur einen Stil. Sie wirken auf mannigfaltige Weise. Und wenn sie klug sind, wissen sie, welcher Stil zu welcher Gelegenheit passt.
Charisma muss zu deiner Persönlichkeit, deinen Zielen und deiner Situation passen.
Du kennst nun die verschiedenen Charisma-Stile und auch bekannte Persönlichkeiten, die sie zur Wirkung bringen. Doch welche Art von Charisma ist die richtige für dich? Dafür geben wir dir Entscheidungshilfe: Die passende Variante basiert auf drei Aspekten – deiner Persönlichkeit, deiner Situation und deinen Zielen.
Bei der Wahl eines Stils solltest du zuallererst nicht entgegen deiner Persönlichkeit handeln. Du musst dich mit der Art des Charismas wohlfühlen, und es sollte deinen Werten entsprechen – sonst wirkt es nicht echt. In der US-Präsidentschaftswahl im Jahr 2004 versuchte der Kandidat John Kerry beispielsweise, sein intellektuelles Fokus-Charisma herunterzuschrauben, um zugänglicher zu wirken. Doch das war nicht authentisch und schreckte die Menschen ab, die er mit seiner wahren Persönlichkeit angezogen hatte.
Ebenso wichtig ist es, die Situation zu beachten, in der dein Charisma wirken soll. Wenn du etwa schlechte Nachrichten übermitteln musst, ist Güte-Charisma der richtige Weg. Die angesprochene Person kann die Nachricht dann besser aufnehmen und fühlt sich sicher bei dir. Charisma, das aus einer Machtposition resultiert, etwa das der Autorität, würde in diesem Fall arrogant oder herzlos wirken.
Aber in einer Notsituation, in der es Mut und Entschlusskraft braucht, kann Autoritäts-Charisma Führungsqualität verleihen. Auch visionäres Charisma vermittelt Menschen, denen der Boden unter den Füßen wackelt, ein gutes Gefühl.
Fokus-Charisma wird am Arbeitsplatz Wunder tun. Doch du darfst es mit deiner Aufmerksamkeit nicht übertreiben. Sonst erscheinst du als so zurückgenommen, dass du unterwürfig wirkst. Oder dein Gegenüber fühlt sich wie in einem Verhör.
Hier merkst du: Das richtige Maß ist wichtig, denn Charisma ist kein Selbstzweck. Es hilft dir, deine Wünsche im Berufs- oder Privatleben zu realisieren. Deswegen musst du bei der Wahl eines Stils beachten, ob er sich für dein Ziel eignet. Wer beispielsweise als Führungskraft sein Team bei einer Besprechung zum kreativen Brainstorming anstiften möchte, sollte nicht allzu autoritär wirken. Sonst fühlen sich die Leute eingeschüchtert und lassen keine Ideen sprudeln.
Sehr charismatische Menschen können auch zwischen verschiedenen Stilen wechseln oder sie sogar kombinieren. Hayes Barnard, ein für seine Ausstrahlung bekannter CEO, nennt sich beispielsweise selbst „Schweizer Taschenmesser“, da er sich an jede Situation anpassen kann. Wenn er sich durch einen Raum bewegt, verändern sich seine Stimme und seine Körpersprache je nachdem, mit wem er spricht.
Welchen Stil du auch wählst: Mit dem ersten Eindruck, den du bei anderen machst, steht und fällt dein ganzes Charisma.
Der erste Eindruck ist beim Charisma entscheidend.
Auf einer kleinen Feier tragen alle Jeans und T-Shirt. Die Atmosphäre ist betont zwanglos. Doch plötzlich öffnet sich die Tür und eine deutlich geschminkte Frau im Abendkleid tritt herein. Die Anwesenden blicken wie gebannt auf ihre High Heels, werfen sich dann Blicke zu und tuscheln: Der neue Gast gilt ihnen sofort als oberflächlich. Diese Meinung verschwindet auch nicht, nachdem sie die Dame besser kennengelernt haben. Denn der erste Eindruck bleibt wie ein Kaugummi an einem hängen – wir erinnern uns am intensivsten an unsere erste Begegnung mit einem Menschen.
Der erste Eindruck bildet daher ein wichtiges Puzzleteil unseres Charismas. Um einen guten zu hinterlassen, sollten wir anderen das Gefühl geben, dass sie uns ähnlich sind. Menschen mögen es, wenn sie sich zugehörig fühlen. Und das passiert, wenn sie jemanden treffen, der ihnen in ihrem Aussehen, Verhalten und ihrer Sprache ähnelt. Sie nehmen dann an, dass sie denselben sozialen Hintergrund, eine ähnliche Bildung und vergleichbare Werte teilen.
Eine Analystin der Deutschen Bank hatte beispielsweise Probleme, eine gute Beziehung zu ihrem Vorgesetzten aufzubauen. Der Chef verhielt sich schroff, fast militärisch, und verwendete im Alltag oft Begriffe, die nach Kasernenhof und Schützengraben klangen. Sie begann daraufhin ebenfalls, militärischen Jargon wie „loyaler Soldat“ und „guter Leutnant“ in ihre Gespräche mit dem Chef einzubauen. Nach einer Woche hatten sich die Interaktionen mit ihm deutlich verbessert.
Wenn wir erst einmal einen guten Eindruck auf jemanden gemacht haben, beeinflusst diese Erfahrung unsere Beziehung langfristig. Das liegt laut dem Wirtschaftswissenschaftler John Kenneth Galbraith daran, dass wir versuchen, unseren ersten Eindruck zu bestätigen, anstatt ihn zu entkräften. Schließlich stellt sich das erste Bild, das wir von jemandem haben, häufig auch als richtig heraus. In einer Studie der University of Texas, Austin, konnten Teilnehmer anhand eines einzelnen Fotos neun von zehn Charaktereigenschaften wie Pflichtbewusstsein oder Extraversion korrekt beurteilen.
Deine Wirkung entfaltet sich durch scheinbare Kleinigkeiten wie zum Beispiel einen Händedruck. Dieses Ritual ist ein wichtiger Schritt zur Intimität und bedarf Vertrauen. Der Handschlag besiegelt den ersten Schritt einer Beziehung – ist er zu lasch oder zu fest, hinterlässt er keinen guten Eindruck. Wenn ein CEO eine Stelle besetzen will, entscheidet er sich bei zwei gleich starken Kandidaten für den mit dem besseren Händedruck.
Der erste Auftritt zählt also. Kommen wir nun zu einigen typischen Hindernissen, die dem Charisma im Weg stehen.
Um charismatisch zu sein, musst du mentales und physisches Unbehagen überwinden.
Auch die selbstbewussteste Person hat mal einen schlechten Tag. Vielleicht hat sie nicht gut geschlafen oder ihr fehlte die Zeit, sich auf einen Termin ausreichend vorzubereiten. Das macht selbst aus einem Menschen mit einem sonst sicheren Auftritt ein Nervenbündel. Unwohlsein, ob physisch oder mental, wirkt sich auf unsere Leistungsfähigkeit, unser Verhalten und damit auf unser Charisma aus.
Wenn du zum Beispiel hungrig bist, kannst du vielleicht nicht mehr klar denken und wirst reizbar, weil dein niedriger Blutzuckerspiegel deine Emotionen aus dem Ruder geraten lässt. Schlägt sich dieses Unbehagen in deiner Körpersprache nieder, hat das zwangsläufig Auswirkungen auf deine Aura.
Schauen wir uns Tom an, einen Berater, der einen für ihn überlebenswichtigen Deal riskierte – weil er sich einfach nicht wohlfühlte.
Tom traf sich mit einem potenziellen Kunden. Er hatte sich dafür mit einem schwarzen Wollanzug fein gemacht. Doch das Kleidungsstück war für das Wetter zu warm. Außerdem überließ ihm sein Kunde, nennen wir ihn Paul, einen Sitzplatz direkt in der Sonne. Die Wolle kratzte, Tom versuchte, mit dem Finger den Rand seines Kragens zu lockern. Da er direkt in die Sonne schaute, waren seine Augen verspannt. Toms Unbehagen drückte sich in einer unsicheren und genervten Körpersprache aus, die Paul mit kritischem Blick erfasste und als Inkompetenz deutete.
Auch mentales Unbehagen spielte hier eine Rolle. Bei Tom hatte sich in den Wochen vor dem Treffen viel Druck aufgebaut. Der Auftrag war schließlich wichtig für ihn. Er spielte verschiedene Szenarien in seinem Kopf durch und wurde dabei immer nervöser. So entstand eine Anspannung, die sich während des Treffens in seiner Körpersprache widerspiegelte. Menschen können mit Unsicherheit schlecht umgehen und verlieren durch sie an Präsenz – beides wirkt sich negativ auf das Charisma aus.
Es gibt jedoch Gegenmaßnahmen, um solch Charisma minderndes Unbehagen zu verhindern: nämlich vorbeugen, erkennen oder erklären. Um seinem Unwohlsein vorzubeugen, hätte Tom einen kühleren Treffpunkt vorschlagen können, wo er nicht direktem Sonnenlicht ausgesetzt gewesen wäre.
Sich selbst zu beobachten und die eigenen Probleme wahrzunehmen, kann Unsicherheit ebenfalls verhindern. Tom hätte selbst erkennen können, dass er in einer unbequemen Situation steckt und dass sich diese auf Pauls Wahrnehmung auswirkt. Durch ein solches Bewusstsein bekommt man die Möglichkeit, die Situation durch eine Erklärung zu entspannen. Tom hätte beispielsweise darauf hinweisen können, dass ihn die Sonne blendet. Und Paul hätte sicher nichts gegen seinen Wechsel des Sitzplatzes gehabt.
Physisches und mentales Unbehagen gehören zu den Gegnern von Charisma. Es gibt jedoch genügend Möglichkeiten, sie zu umgehen oder zu überwind
Negative Gefühle sind natürlich – wenn wir sie annehmen, lassen sie sich bändigen.
Heute herrscht im Berufsleben ein großer Druck, die bestmöglichen Ergebnisse zu liefern. Viele sind mit ihrer Arbeit unzufrieden, wenn sie nicht ihren hohen Erwartungen entspricht. Dadurch fällt es ihnen schwer, Schwäche zu zeigen und mit ihren negativen Gefühlen umzugehen. Oft versuchen wir, sie zu verdrängen. Wir denken, dass etwas falsch läuft, wenn wir uns nicht wohlfühlen. Dann betrachten wir unser Unbehagen als Stigma, als Schandmal. Doch so bekommen wir unser Innerstes erst recht nicht in den Griff. Stattdessen sollten wir negative Gefühle annehmen – sie gehören zum Leben dazu.
Auch Tom hat sich von seinen Emotionen überrumpeln lassen. Was können wir besser machen als er? Um Angst und Nervosität unter Kontrolle zu bekommen, hilft etwa Entdramatisierung. Mit dieser Methode entschärfen wir negative Gefühle, indem wir eine Situation relativieren und uns klarmachen, dass wir nichts wirklich Schlimmes erleben.
Michael, ein Unternehmensberater, erhielt zum Beispiel eine schlechte Nachricht von seinem größten Kunden. Furcht durchflutete ihn: Er war sich sicher, dass der Kunde den Vertrag kündigen würde. Als Gegenmaßnahme führte sich Michael vor Augen, dass seine Angst nur eine physische Reaktion war. Er betrachtete sich von außen und sah einen Menschen in einem Zimmer – niemanden, der ernsthaft in Gefahr war.
Ebenso hilft es, seine Emotionen nicht als Last zu sehen, die man allein schultern muss. Schließlich ergeht es vielen Menschen so. Gerade bei Schamgefühlen ist Entdramatisierung ein mächtiges Instrument, um diese zu bändigen. Scham weist auf die Furcht hin, nicht geliebt zu werden, und auf die Empfindung persönlicher Mängel. Solch eine tief sitzende Unsicherheit kratzt besonders am Charisma. Doch auch sie können wir relativieren, wenn wir daran denken, dass dieses Gefühl normal ist. Wenn wir uns Leute vorstellen, die ein ähnliches Problem überwunden haben – vor allem Persönlichkeiten, die wir bewundern –, beruhigt uns das noch mehr.
Ein weiterer Schritt ist, unsere negativen Gefühle zu neutralisieren. Das schaffen wir, indem wir uns darüber klar werden, dass unsere belastenden Gedanken nicht unbedingt akkurat sind. Wir nehmen zwar an, dass wir die Realität erfassen, doch tatsächlich bekommen wir nur Bruchteile des Geschehens um uns herum mit. Weiten wir aber unseren Blick, und sei es nur in der Vorstellung, entkommen wir der Falle unserer Negativität.
Wenn du also das nächste Mal einen Fehler machst, verstimmt bist oder dich körperlich unwohl fühlst, lass dich darauf ein, dass negative Gefühle Teil deines Lebens sind. Dadurch kannst du an dir arbeiten und weiter an deinem charismatischen Auftritt feilen.
Zusammenfassung
Charismatische Menschen sind beliebt und üben großen Einfluss aus. Viele beneiden sie um diese „Gabe“, dabei handelt es sich gar nicht um eine angeborene Eigenschaft. Stattdessen wirkt hier eine Kombination aus verschiedenen Verhaltensweisen, deren Resultat eine faszinierende Ausstrahlung ist. Je nach Situation können wir Charisma unterschiedlich einsetzen, um unsere Ziele zu realisieren. Davor müssen wir aber erst unsere negativen Gefühle annehmen, um sie zu bändigen.
7 Fragen zu Das Charisma-Geheimnis
1. Was sind die wichtigsten Elemente charismatischen Verhaltens?
Die wichtigsten Elemente charismatischen Verhaltens sind eine positive Körpersprache, volle Präsenz und die Fähigkeit, negative Gedanken zu kontrollieren.
2. Wie kann ich meine Körpersprache verbessern?
Um deine Körpersprache zu verbessern, kannst du Folgendes tun:
- Achte auf deine Haltung. Stehe aufrecht und mit dem Oberkörper nach vorne gebeugt.
- Blicke anderen Menschen in die Augen.
- Lächle ehrlich und herzlich.
- Benutze deine Hände, um deine Worte zu unterstreichen.
3. Wie kann ich meine Präsenz verbessern?
Um deine Präsenz zu verbessern, kannst du Folgendes tun:
- Konzentriere dich auf das Gespräch und höre deinem Gegenüber aufmerksam zu.
- Vermeide, während des Gesprächs abzuschweifen.
- Sei präsent im Hier und Jetzt.
4. Wie kann ich negative Gedanken kontrollieren?
Um negative Gedanken zu kontrollieren, kannst du Folgendes tun:
- Achte auf deine Gedanken und unterdrücke sie nicht.
- Frage dich, ob deine Gedanken wirklich wahr sind.
- Konzentriere dich auf positive Gedanken.
5. Wie kann ich Charisma in meinem beruflichen Leben nutzen?
Charisma kann dir in deinem beruflichen Leben helfen, erfolgreicher zu sein. Es kann dir dabei helfen,
- Vertrauen aufzubauen,
- überzeugender zu argumentieren,
- besser zu führen und
- mehr Erfolg im Verkauf zu haben.
6. Wie kann ich Charisma in meinem privaten Leben nutzen?
Charisma kann dir auch in deinem privaten Leben helfen, erfolgreicher zu sein. Es kann dir dabei helfen,
- neue Freunde zu finden,
- deine Beziehungen zu verbessern und
- mehr Spaß im Leben zu haben.
7. Wie kann ich Charisma erlernen?
Charisma ist erlernbar. Du kannst Charisma durch Übung und Training verbessern. Es gibt verschiedene Bücher, Kurse und Workshops, die dir dabei helfen können.
Zusätzliche Fragen:
- Wie unterscheidet sich Charisma von Selbstbewusstsein?
- Was ist der Unterschied zwischen Charisma und Empathie?
- Gibt es auch negative Formen von Charisma?
- Wie kann ich Charisma erkennen?
Backoffice-Bearbeitung: Nadja Mondy
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